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Was hat unser Gefühl eigentlich mit klugen Entscheidungen zu tun? Sehr viel! Menschen, die einen guten Zugang zu ihren Gefühlen haben, haben es leichter, sich selbst zu reflektieren und ihre Probleme zu lösen. Hat ein Mensch aber wenig Kontakt zu seinen Gefühlen, dann ist auch sein Kontakt zu seinen Bedürfnissen gestört. Nicht wenige dieser Gefühlsverdränger klagen deswegen darüber, dass sie nicht wüssten, was sie wollten.

Die Betroffenen sind oft hoch intelligent im abstrakten Denken, bekommen ihr Leben aber inicht auf die Reihe. Manche kommen zwar kraft ihrer intellektuellen Fähigkeiten beruflich sehr weit, aber ihr Liebes- und Familienleben bleibt auf der Strecke. Sie verheddern sich in ihren abstrakten Überlegungen, verlieren sich in der Auflistung von Pros und Kontras, wenn es darum geht, eine emotional wichtige Entscheidung zu treffen. Ihnen fehlt der Kontakt zu ihren Gefühlen, die ihnen – Hand in Hand – mit ihren rationalen Überlegungen eine Orientierung bieten könnten. Auch Entscheidungen, die wir mit unserem Verstand gut begründen können, müssen sich für uns nämlich gut anfühlen.

ÜBUNG: Was kann ich tun, wenn ich wenig fühlen kann

Wenn du zu jenen Menschen gehörst, die Schwierigkeiten haben, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen, schließe bitte einmal die Augen und konzentriere dich auf deinen Brust-Bauch-Raum. Nimm zunächst nur wahr, wie dein Atem fließt. Geht er tief in den Bauch? Stockt er irgendwo? Du brauchst deine Atmung nicht zu verändern, es reicht, dass du sie einfach nur wahrnimmst. Dann bleibe bitte mit deiner Aufmerksamkeit auf deinem Brust-Bauch-Raum, und spüre ganz bewusst, wie sich dieses »Nichts« da drinnen anfühlt. Wie ist das, mit diesem Nichts zu sein? Nimm wahr, wie dein Körper dieses Nichts spürt. Ist der Bauch entspannt? Geht dein Herz ruhig? Dein Atem tief? Wie fühlt sich das Nichts an?

Durch diese Art von Aufmerksamkeit auf dich selbst kannst du Fühlen üben. Das Nichtfühlen ist zumeist ein Selbstschutz, den sich Betroffene als Kind unbewusst antrainiert haben, um ihre schmerzlichen und hilflosen Gefühle, die ihre Eltern in ihnen ausgelöst haben, nicht zu spüren. Sie haben gelernt, sich von ihren Gefühlen abzulenken. Entsprechend kann man lernen, seine Aufmerksamkeit auch auf seine Gefühle hinzulenken.

Hierfür reicht es oft schon, dass man über den Tag verteilt immer wieder innehält und seine Aufmerksamkeit mit der Frage nach innen richtet: Wie fühle ich mich gerade? Achte auf deinen Brust- Bauch-Raum und die körperlichen Empfindungen, die du dort wahrnimmst. Wenn du zum Beispiel ein Kribbeln, ein Ziehen, eine Enge, einen Druck verspürst, dann lenke deine Aufmerksamkeit in diesen Bereich. Und spüre, welches Gefühlswort dazu passen würde. Angst? Trauer? Scham? Wut? Oder Freude? Liebe? Erleichterung? Und dann kannst du dieser körperlichen Empfindung eine Frage stellen. Und diese Frage lautet: Was in meinem Leben macht es denn da so … drückend, kribbelig, herzklopfend oder was auch immer deine körperliche Empfindung ist. Die erste, spontane Antwort ist meistens sofort die Richtige, auch wenn sie dir vielleicht auf den ersten Blick etwas absurd erscheint.

Du wirst sehen, je häufiger du deine Aufmerksamkeit auf deine inneren Vorgänge lenkst, desto besser wirst du sie wahrnehmen können. Für manche ist es auch hilfreich, hierüber zu meditieren.