Psychoblog – Mehr Sinn, mehr Glück

Mehr Sinn, mehr Glück

23.06.2022

Mehr Sinn, mehr Glück

Unsere Arbeit prägt unser Selbstbild. Wenn wir das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun, dann stärkt das unsere Motivation, unsere Leistung und unsere psychische Gesundheit.

Arbeit ist das halbe Leben. Dieses alte Sprichwort bleibt zeitlos wahr: Wir verbringen ungeheuer viel Lebenszeit bei der Arbeit. Der Arbeitsrhythmus dominiert unseren Alltag, unsere Stellung prägt unser Umfeld, unser Einkommen beeinflusst unsere Möglichkeiten. Arbeit ist aber auch deshalb so zentral, weil sie unser Selbstbild prägt. Sie beeinflusst, ob wir mit unserem Leben zufrieden sind.

Das Ziel „Arbeiten, um gutes Geld zu verdienen“ ist für viele Menschen nicht mehr der Hauptantrieb bei ihrer Jobwahl. Immer mehr Menschen wird immer wichtiger, dass das, was sie tun, sinnvoll ist. Natürlich steht die Sinnfrage im Job nicht aus Prinzip über allen anderen Faktoren. Wer sich um seine Existenz sorgt, wird einfach froh, sein, einen Job zu haben, und sich wenige Gedanken um die Selbstverwirklichung machen. Als Psychologin kann ich die Maxime „Arbeit soll Sinn stiften“ allerdings nur begrüßen: Das Gefühl von Sinnhaftigkeit stärkt unser Seelenwohl und unsere psychische Gesundheit.

Der Purpose ist einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit im Beruf

Wir Menschen wollen uns begreifen. Und wir erkunden uns gerne. Der Mensch ist „ein Wesen der Möglichkeiten“. Diese Feststellung trifft der philosophische Seelsorger Wilhelm Schmid in seinem Buch „Dem Leben Sinn geben“ – und sie entspricht mir sehr. Jeder von uns kann sich erproben und neu erfinden, Versuche anstellen, Experimente wagen. Wir wollen dabei herausfinden, wer wir sind. Und wie wir werden können, was wir sein wollen und können.

Diese Suche nach Sinn betrifft auch unseren Arbeitsalltag. Bei einer Befragung gaben 70% aller Mitarbeitenden an, dass ihr Gefühl von Sinnhaftigkeit beziehungsweise Sinnempfinden weitgehend von der Arbeit bestimmt wird. „Die zugeschriebene Bedeutung der eigenen Arbeit, der Purpose, ist einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit im Beruf. Darüber hinaus beeinflusst die Purpose die Resilienz, Arbeitsmotivation und entsprechend die Krankheitstage.“

Wir wissen oft nicht, in welcher Position wir unsere Fähigkeiten optimal entfalten können

Wie aber finden wir heraus, welche Arbeit uns dieses Gefühl schenkt? Allzu oft wissen wir nicht einmal genau, in welcher Position und welchem Arbeitsumfeld wir unsere Fähigkeiten optimal entfalten können. Einige von uns wählen ihren Job einfach deshalb, weil man ihnen irgendwann dazu geraten hat. Oder weil sie Sätze aus ihrem Elternhaus und Umfeld im Kopf haben. „Schuster bleib bei deinen Leisten“, ist so ein Spruch, mit dem man sich selbst etliche Möglichkeiten verbieten kann.

Wer wissen will, womit er oder sie langfristig glücklich wird, muss ein paar Dinge für sich selbst klären. Worin unser Sinn liegt, ist nämlich höchst individuell. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie groß der Einfluss genetischer Faktoren auf die Job-Persönlichkeit ist. Am Beispiel Introversion bzw. Extroversion leuchtet das aber jedem ein: Ein introvertierter Mensch hat wohlmöglich im Kopf, dass nette Kollegen doch das Wichtigste sind. Aber statt eines Großraumbüros hätte der „Intro“ eigentlich gerne mehr Ruhe. Ein „Extro“ meint vielleicht, dass er sich in einer abgeschlossenen Kammer konzentrieren sollte, aber tatsächlich arbeitet er als Teamplayer viel effektiver.

Drei grundlegende Fragen helfen bei der Lösung

Auf dem Weg zu mehr „Purpose & Happiness“ muss man sich also einerseits über seine Persönlichkeit klar werden. Zum anderen sollte man sich seine Ideale und Werte vergegenwärtigen.

Es hilft, sich diese drei Fragen zu stellen.

  • Wann fühle ich mich wohl?
  • Welche Werte sind mir so wichtig, dass sie in meiner Arbeit für mich eine Bedeutung haben müssen?
  • Was brauche ich also, um mich selbst zu verwirklichen?

Letztendlich ist es so: Wer die Grundlagen der eigenen Psyche begreift und seine Werte kennt, dem wird es leichter fallen, seinen persönlichen Sinn zu finden.

+++ In meinem Buch „So bin ich eben. Im Job“ gibt es einen Persönlichkeitstest mit ausführlicher Analyse. +++

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